Nach einer langen Testphase hat die Firma HCL mit Version 12.0.2 endlich auch unter Windows alle drei Clients (Notes, Designer & Admin) als 64-Bit-Versionen freigegeben. (Den sogenannten Notes Basic-Client gibt es auch weiterhin nur in 32-Bit.) Alle 64-Bit-Clients glänzen vor allem durch eine bessere Performance, wie Sie der folgenden Darstellung entnehmen können:
Die Mühe, obige Prozentzahlen zu verifizieren, habe ich mir nicht gemacht. Aber ich kann bestätigen, dass die Clients »gefühlt« schneller laufen!
Trotzdem muss ich vor einem voreiligen Einsatz von 64-Bit-Clients warnen, vor allem wenn Sie Domino-Anwendungen im Einsatz haben. In diesem Fall müssen Sie folgendes beachten:
- Bei Erweiterungen (Add-Ins) muss auf 64-Bit-Bibliotheken umgestellt werden, z. B. bei der Verwendung von ODBC
- Objekte, die via COM oder OLE erstellt werden, müssen ebenfalls der Bitgröße entsprechen. Wird etwa in LotusScript via COM/OLE auf Microsoft Excel zugriffen, muss eine 64-Bit-Version von Microsoft Office anstelle einer 32-Bit-Version installiert sein
- Native Windows C-API-Aufrufe in LotusScript liefern den Datentyp Long zurück anstatt Integer
- Auch Aufrufe mit Declare Function benötigen gegebenfalls größere Variablen und müssen einzeln überprüft werden
- Der Aufruft von Domino-Klassen mit ihren Eigenschaften und Methoden sollte unverändert weiterfunktionieren, Verweise auf die Plattform (z. B. NotesSession.Platform = „Windows/32“) müssen Sie jedoch anpassen
Es gibt auch eine Technote vom Hersteller HCL, in dem einige der oben aufgeführten Einschränkungen, einschließlich einer in letzter Minute entdeckten Regression, angesprochen werden:
https://support.hcltechsw.com/csm?id=kb_article&sysparm_article=KB0101520
Dazu kommen noch Bugs, die nichts mit der Bitbreite zu tun haben. Dabei handelt es sich hauptsächlich um sogenannte »Regressions«, also um Fehler, die mit Version 12.0.2 eingeführt wurden, und die daher auch in der 32-Bit-Version auftreten. Und dann gibt es auch noch Probleme, die auf den deutschen bzw. auch auf andere nicht englischsprachige Notes-Clients oder auf die Verwendung eines nicht englischsprachigen Windows beschränkt bleiben …
Resümee:
Die Veröffentlichung von 64-Bit-Clients ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft, denn 64-Bit ist »State of the Art«. Dem Einsatz eines 64-Bit Admin-Clients der Version 12.0.2 zum Konfigurieren Ihrer Server steht auch nichts im Wege. Sie können die neuen 64-Bit-Clients außerdem jetzt schon dazu verwenden, Ihre Anwendungen zu testen, denn ab Notes & Domino 14 wird es nur noch 64-Bit-Clients geben! Mit dem großflächigen Ausrollen deutscher Notes-Clients der Version 12.0.2 würde ich jedoch noch warten. Das gilt sowohl für 32- als auch 64-Bit. Die empfohlene Notes-Client-Version für Endanwender bleibt daher bis auf Weiteres 12.0.1 FP1.
Update für Fix Pack 1:
Fix Pack 1 korrigiert zwar einige der schlimmeren Probleme, wie etwa, dass Notes nach der Installation in einem nicht englischsprachigen Windows nicht gestartet werden kann, zahlreiche andere Bugs und Einschränkungen bleiben jedoch bestehen. Die empfohlene Notes-Client-Version für Endanwender bleibt daher bis auf Weiteres 12.0.1 FP1.
Update für Fix Pack 2:
Mit der Anwendung von Fix Pack 2 wird Notes 12.0.2 ausreichend stabil, um es an Endanwender ausrollen zu können. Dies gilt leider nur für die 32-Bit-Version, vom Einsatz von Notes 12.0.2 FP2 64-Bit rate ich auch weiterhin ab. Der Grund ist, dass LotusScript-Code, der mit dem 64-Bit-Designer-Client kompiliert wird, in bestimmten Szenarien nicht funktioniert, während ein mit einem 32-Bit-Designer kompilierter Code immer funktioniert, sowohl in 32- als auch in 64-Bit-Clients. Probleme gibt es auch mit Code, der Function-Calls verwendet, da dieser für 64-Bit-Clients überarbeitet werden muss, um weiterhin zu funktionieren. Leider funktioniert er danach in 32-Bit-Clients nicht mehr. In diesem Zusammenhang nochmals die Erinnerung, dass es mit Notes & Domino 14, welches am Ende des Jahres herauskommen wird, nur noch 64-Bit-Clients geben wird. Obiger Umbau der Function-Calls wird dann notwendig werden und nicht mehr rückwärtskompatibel sein …