Drei Tage angefüllt mit mehr als 60 Workshops, Vorträgen und Round-Tables, das war die diesjährige Engage vom 24. bis 26. April 2023 in Amsterdam. Selbstredend, dass ich wieder dabei war:
Am Montag Nachmittag fanden wie immer die Workshops statt. Ich hatte mich für: »Using Domino REST API« angemeldet. Das REST API (Code-Name »Keep«) ermöglicht es externen Entwicklern über eine nach der OpenAPI-Spezifikation standardisierte Schnittstelle mit dem Werkzeugkasten ihrer Wahl auf Domino-Daten zuzugreifen. Der Domino-Server stellte auch früher schon ein REST API zur Verfügung, aber mit »Keep« wurden die möglichen Aufrufe von 9 auf über 100 erhöht. Damit »Keep« zur Verfügung steht, muss übrigens eine eigene Software von Flexnet heruntergeladen und installiert werden (Domino_REST_API_V1.0.4_Installer.tar.gz). Der Zugriff auf eine Notes-Datenbank via REST API war für mich eine fremde Welt, aber man versicherte mir, dass sich Web-Entwickler mit dem zur Verfügung gestellten Tool-Set sofort heimisch fühlen (»endlich OAuth Access«, »endlich Daten im JSON-Format«).
Die Vorträge fanden dann ab Dienstag im Kulturzentrum »Felix Meritis« an der Keizersgracht statt. In der sogenannten Opening General Session gab uns Richard Jefts Einblick in die Gesamtstrategie von HCL. »Lets Go Build« lautete diesmal der Slogan. Domino wird zwar nach wie vor als Eckpfeiler angesehen, der Schwerpunkt der Berichterstattung lag jedoch auf neuen Produkten wie Volt MX (GO), Domino Leap und dem oben erwähnten Domino REST API. Mein Highlight: Mit Volt MX GO (derzeit im Beta-Stadium) wird man auch über die Notes-Formelsprache (»VoltFormula«) und einer LotusScript-Implementierung (»VoltScript«), die sogar morderner sein soll als das Original, auf Domino-Daten zugreifen können.
Das nächste Domino-Release »Thames« soll bereits Ende diesen Jahres erscheinen und nun fix die Versionnummer 14 tragen. Wie auch schon früher üblich, wird die HCL vorab mehrere Betas mit ausgesuchten Neuerungen zum Testen veröffentlichen. Und die erste Version (Code Drop 1) ist bereits für den 31. Mai 2023 angekündigt!
In Version 14 sind die folgenden neuen Features zu erwarten:
Im Notes-Client:
- Standard-Client, Domino Administrator und Domino Designer unter Windows nur noch in 64-Bit
- Kein eigener Basic-Client mehr, Basic-Client nur noch als Nomad
- Automatische Benachrichtigungen bei Verfügbarkeit neuer Versionen (für später auch Installationsmöglichkeit angekündigt)
- Upgrade auf Java 17 und Eclipse 4.22
- Automatische Unterstützung von großen Feldern
- Versenden von personalisierten Mails an Gruppen (Inkl. Import von Mail-Listen aus Excel-Dateien!)
- SNI (damit können Bilder von Websites kopiert werden, die SNI verwenden)
- Verzögertes Senden von E-Mails als eigene Aktion
- Verbesserungen im Workspace (als »housekeeping improvements« bezeichnet)
- Erleichterung beim Vornehmen von Einstellungen
Im Domino Server:
- Automatische Updates
- Java 17
- Extra Large Fields
- Eine als »Admin Central« bezeichnete Notes-Anwendung, in welcher einfache Administrationsaufgaben auch im Nomad-Client ausgeführt werden können. Damit ist erstmals eine Administration in unterstützten Browsern in den Betriebssystemen Mac und Linux möglich!
- Verse im Lieferumfang enthalten (dafür soll der iNotes Web-Access verschwinden)
- Nomad im Lieferumfang enthalten
- OnTime-Gruppenkalender im Lieferumfang enthalten
Admin-Client
- Anzeige besser lesbarer Größenangaben (z. B. bei Dateigrößen)
- Anzeige der Datenbankverschlüsselung
Bei Domino 14 für Linux ist zu beachten, dass in Zukunft die Bibliothek glibc 2.34 vorausgesetzt werden wird. Damit funktioniert Domino 14 auf einigen Linux-Distriburtionen wie SUSE nicht mehr.
Zusätzlich wurden auch Roadmaps für Nomad und Verse präsentiert. HCL Verse 3.1 ist für Q3 2023 angekündigt und wird vor allem Neuerungen im Kontakt- und Kalender-UI enthalten. Für HCL Nomad sind dieses Jahr sogar drei (!) Updates angekündigt, Version 1.0.10 (Q4 2023) soll sogar einen Designer light enthalten. Die HCL sieht die Kombination von Verse + Nomad als »strategisch« an und will in Zukunft mehr investieren.
Die übernächste Domino-Version wird übrigens »Rio Grande« heußen. Ein Erscheinungsdatum wurde nicht genannt, jedoch schon einige Neuerungen angekündigt: Neben »Designer Next« stand auf der einzigen Folie auch noch »Unified Web Experience« und »Best practice setup OOTB«.
Mein Resümee:
Es ist begrüßenswert, dass der Fokus in Domino in Zukunft bei der Applikationsentwicklung liegen soll, denn alle meine Kunden setzen massiv auf Domino-Anwendungen. Diese haben vorerst aber ausschließlich klassische Notes-Client- und XPage-Anwendungen im Einsatz, weshalb ich es bedauere, dass die auf der letzten Engage in Brügge in Aussicht gestellte Überarbeitung des Designers weiter auf sich warten lässt.
Dass die HCL neue Technologien wie Volt MX GO entwickelt, halte ich für wichtig und notwendig. Und ich sehe auch die Anstrengungen der HCL, Entwicklern wie mir durch die Integration von VoltFormula & VoltScript den Umstieg zu erleichtern. Ich persönlich bin auch dazu bereit, in neue Technologien zu investieren, glaube aber, dass die Einführung komplett neuer Produkte Bestandskunden abschrecken wird. Daher wünsche ich mir, dass die HCL beim Umbau von Domino in eine moderne Entwicklungsplattform verstärkt auf alt bewährte Werkzeuge wie den Domino-Designer setzt. Aber offenbar plant die HCL das ohnehin, denn wie bereits erwähnt, tauchte der Begriff »Designer Next« auf einer Folie mit dem Ausblick auf die übernächste Domino-Version »Rio Grande« auf. Die Hoffung stirbt jedenfalls zuletzt.