Die Engage fand dieses Jahr vom 22. bis 24. April in der Handelsbeurs (Handelsbörse) in Antwerpen statt. Das war nicht nur ein wundervoller Standort mit einer tollen Stimmung, sondern um es gleich vorweg zu sagen: diese Veranstaltung war mehr als gelungen!
Foto von Matteo Cogliati
Es war die letzte Engage von Theo Heselmans, der sich nach 15 Jahren zurückzieht, 2025 übernehmen Kris De Bisschop und Tom Van Aken die Organisation. Theo wurde in einer sehr emotionalen Closing-Session auch von uns Ambassadors verabschiedet und mit einem Geschenk überrascht.
Auf dieser Engage waren 42 Ambassadors anwesend (siehe Foto) – ein neuer Rekord! Klar, dass ich dabei nicht fehlen wollte (der 3. von rechts auf den Knien):
Foto von Matteo Cogliati
Aber nicht nur die Stimmung war gut, es wurde auch viel geboten: Drei Tage angefüllt mit 80 Workshops, Vorträgen und Round-Tables! Meine Favoriten waren – wie auch in den Jahren davor – die sogenannten Round-Tables, bei denen keine Folien gezeigt werden, sondern alle Teilnehmer im Kreis sitzen und den HCL-Produktmanagern Fragen stellen dürfen. Hier erfuhr man (oft in Nebensätzen) nicht nur interessante Informationen, mir gefiel auch die Offenheit, mit der Thomas Hampel, Tim Clark und andere auf unsere Fragen antworteten.
Von der HCL kamen auf dieser Engage wenige Produktneuerungen (siehe unten), Domino-seitig wurden vor allem die Erweiterungen im Bereich AutoUpdate im kurz zuvor herausgebrachten Fix Pack 1 für Version 14 präsentiert. In den gezeigten Folien wurde mehrfach auf das große Investment verwiesen, dass in den vergangenen Jahren stattfand. Und tatsächlich ist dieses beträchtlich: Seit der Übernahme durch die HCL (also in den Versionen 11, 12 & 14) wurden 820 neue Features, 2421 Korrekturen und 122 Sicherheitsupdates für Domino herausgebracht! Was ich glaube herausgehört zu haben, ist die Botschaft, dass man nur dann bereit sein, auch weiterhin viel in Domino zu investieren, wenn die neue Version 14 entsprechend angenommen wird. Außerdem werden nur noch Änderungen implementiert, die im AHA-Portal genügend Votes erhalten (und in die Strategie der HCL passen, denn ginge es allein um die Anzahl der Votes, wären bereits zahlreiche neue Features im Domino Designer fällig geworden).
Lesen Sie nachfolgend meine Anmerkungen zu den einzelnen Bereichen:
Domino »Rio Grande«
Über die neue Domino-Version »Rio Grande« (welche Version ist damit eigentlich gemeint, 14.0.1 oder 15.0?), wurde nicht viel Konkretes verlautbart. Sie soll 2025 herauskommen und bereits im Mai dieses Jahres wird es dafür ein neues Early Access Program mit einer ersten öffentliche Beta geben. In seinem Vortrag »HCL Family Roadmap« zeigte Thomas Hampel eine einzige Folie mit ziemlich vagen Ankündigungen:
Easy Secure Collaboration
- Consistent & Accessible UX for Mail, Nomad & Sametime
- Security Upgrades & BSI
- One-click to Chat & Meetings from Verse & Nomad
Easy Integrations
- MS Office Docs via Nomad
- Easier Integration with MX Go
- Simple License Management & My HCL Software Portal replaces FNO
Easy AppDev & Admin
- Intelligent Mail & Calendar on-boarding for competitive takeouts
- Convenient HCL Marketplace Access to BP Solutions
- Non-Containerized Chat
Was im Detail damit genau gemeint ist, bleibt offen.
Auf einer weiteren Folie wurden auch noch einige Ideen präsentiert:
Core Updates
- Java 21 LTS
- Eclipse 4.30
Easier Admin
- License Management
- Database Policies
Performance & TCO
- DAOS Tuner
- Applied Best Practices
Application Management
- DB Management
- Domino Marketplace Integration
- More Templates
Integrate
- AI Integration
- Improved Sametime Integration
- Update all components in FP
Development
- Advanced LS Classes
- Office Integration
Deployment Simplifications
- Browser based Setup
- Configuration Profiles
Messaging
- DMARC
- Mail Onboarding
Security
- OIDC Provider
Welche Ideen letztendlich umgesetzt werden, ist noch unklar. Auch hier will die HCL jene Ideen priorisieren, die im AHA-Portal die meisten Stimmen erhalten haben. Einige Ideen dürften aber schon recht konkret sein; so wurde uns etwa der DAOS-Tuner bereits präsentiert (ein eigener Servertask, der wie seinerzeit das Zusatzprogramm DAOS Estimator Informationen über den DAOS liefert.)
Es wurde auch viel über den Domino-Marketplace gesprochen, in dem Entwickler ihr Domino-Anwendungen zum Herunterladen bzw. Kauf anbieten können. Es ist geplant, in Zukunft den Marketplace besser in den Domino-Server zu integrieren und auch etwa Updates für Anwendungsschablonen darüber anzubieten.
Weitere Ankündigungen:
- Überarbeitetes Auto-Update mit einer automatischen Serverinstallation
- Domino ist ab sofort auch über den AWS Marketplace verfügbar – das heißt, man kann dort eine virtuelle Maschine mit einem Domino-Server käuflich erwerben
- Es wird für Domino 14 zumindest FP2 & FP3 geben
Notes
Der Notes-Client wird ein Java- und Eclipse-Update erhalten.
Nomad
Hier gab es eine kleine Sensation: Der HCL ist es gelungen, ein Browser-Add-On zu programmieren, dass es Nomad gestattet, aus der Browser-Umgebung heraus auf die COM-Schnittstelle zuzugreifen. Damit sind wieder Interaktionen zwischen Domino-Anwendungen und z. B. Microsoft Office möglich. Eine funktionierende Lösung mit einem Import von Daten aus Microsoft Excel hat man uns bereits vorgeführt. Mit der Freigabe des neuen Features ist jedoch nicht vor Sommer/Herbst 2024 zu rechnen.
Auf dieses Feature habe ich lange gewartet! (Und auch entsprechend dafür gevotet…) Denn meine Anwendungen enthalten alle zumindest eine Schnittstelle zu Microsoft Excel und konnten bisher in Nomad nur eingeschränkt verwendet werden.
Und nicht nur das, für Nomad (Web & Mobile) wurden sogar noch weitere neue Features angekündigt:
- Neuer Workspace
- Drag & Drop
- Mobile UX Redesign
- Erweitertes Öffen-Menü
- Möglichkeit neue Anwendungen zu erstellen
- Neuer Code-Editor für den Designer
- Bessere Sametime-Integration
- Erweiterte Authentifizierungsmöglichkeiten
Domino Designer & Anwendungsentwicklung
Wenn es um Anwendungsentwicklung ging, war (fast) nur von Volt MX (Go) die Rede. Der Begriff »Designer Next«, der uns auf der Engage 2023 noch auf eine Überarbeitung des Designers in Domino »Rio Grande« hoffen ließ, tauchte dieses Jahr auf keiner Folie mehr auf. Auch wenn Volt MX in den Zukunftsplänen der HCL eine große Rolle spielen mag, lebt und atmet der Durchschnittsbesucher der Engage immer noch Domino. Die Besucherzahlen der Domino-bezogenen Sitzungen übertrafen bei weitem die Besucherzahlen aller anderen HCL-Produkte. Viele Entwickler (wie auch ich) beobachten die Weiterentwicklung von Volt MX zwar aufmerksam, ihre tägliche Arbeit dreht sich aber um klassische Domino-Anwendungen für den Notes-Client. Ich persönlich hätte kein Problem damit, in Volt MX (Go) zu investieren, allein mir fehlt das Initialprojekt. Vielleicht ändert ja die während der Eröffnungssitzung angekündigte Initiative »Domino Ascend« etwas daran. Wie diese im Detail aussehen wird, ist mir zwar nicht klar, aber die HCL will Kunden dabei unterstützen, die Benutzeroberfläche ihrer Anwendung nach Volt MX Go zu verschieben, während die Daten in Domino verbleiben. Volt MX Go soll dabei die Wiederverwendung des gesamten Codes inklusive Domino-Agenten und Skriptbibliotheken ermöglichen, was die Migrationen erheblich vereinfacht.
Bleibt zu hoffen, dass es wenigstens das moderere VoltScript aus Volt MX Go in den Domino-Designer schafft. Oder zumindest in den Designer von Nomad.
XPages
XPages kamen auf dieser Engage nicht vor. Auf eine Nachfrage in einem Round-Table hat man sich jedoch bemüht zu versichern, dass diese auch weiterhin gewartet werden (Sicherheits-Updates und Anpassungen an neue Java-Versionen). Mit neuen Features ist jedoch nicht zu rechnen.
Verse
Verse ist für die HCL ein strategisches Produkt, entsprechend wurde eine Road Map mit zahlreichen Neuerungen angekündigt:
- Erweiterungen im Kalender
- Verbesserte Gruppenkontakte
- Mehr Benutzerinformationen
- Mehr Delegierungsregeln
- Verbesserungen im Bereich Mail
- Erweiterte Sicherheit
- Mehrere Benutzerkonten für Verse Mobile unter iOS (für Android bereits verfügbar)
Leap
Bei Leap ist zu unterschieden zwischen HCL Leap, welches in Volt MX und Connections enthalten ist, und Domino Leap, das als Add-On auf einem Domino-Server installiert werden kann. Die Code-Basis ist bei beiden Plattformen dieselbe. Leap wird als Low Code-Entwicklungsumgebung für sogenennte »Citizen Developer« angepriesen, also für Power-User, die Applikationen ganz ohne (oder mit wenig) Code ohne Hilfe der IT zusammenklicken. Tatsächlich ist es mit Leap leicht, Webformulare sogar mit Workflows zu erstellen, für mächtigere Anwendungen – etwa für den Zugriff auf Fremddaten – benötigt man jedoch schnell die Hilfe der IT.
Für Leap sind zwei Updates angekündigt, eines für Sommer und eines für Herbst 2024. Diese sollen folgende Neuerungen enthalten:
- Einführung eines Marketplaces mit Beispielanwendungen und Erweiterungen (bereits verfügbar)
- Leap auch in der Cloud verfügbar (Sommer)
- Integration in Volt MX Foundry (Sommer)
- Erstellen von Anwendungen aus Excel-Tabellen (Sommer)
- Neue und besser aussehende Themes (Sommer)
- Updates bei (Custom) Widgets (Sommer)
- Einführung leistungsfähigerer Regeln für die Konfiguration von Workflows (Sommer/Herbst)
- Neue Management-Seite (Herbst)
- Erstellen von Anwendungen aus Schablonen (Herbst)
- Feldverschlüsselung (Herbst)
Mein Resümee
Auch wenn auf der diesjährigen Engage keine revolutionären Sensationen angekündigt wurden, war der Besuch der Veranstaltung ein Genuss und ich plane, auch nächstes Jahr wieder dabei zu sein. Bei der Engage geht es mir weniger um die Informationen der HCL, welche man ja auch nachträglich herunterladen kann, ohne die Engage besucht zu haben, sondern um den direkten Kontakt mit HCL-Mitarbeitern und den Austausch mit der Community.
Zur Weiterentwicklung der Produkte, von denen ich lebe, ist zu sagen, dass der Domino-Server (Hauptthema dieses Blogs) immer besser wird und meine Erwartungen voll erfüllt. Auch die Admins meiner Kunden lieben ihn! Doch leider definieren die Anwender meiner Kunden das Produkt Domino über den Notes-Client, den dahinter liegenden Server nehmen sie kaum wahr. Und auch wenn der Notes-Client in den letzten Versionen durchaus interessante neue Features erhalten hat, so wird er von den meisten Anwendern seit Version 6 als weitestgehend unverändert wahrgenommen. Ähnliches gilt für die leistungsfähige Entwicklung von Client-Server-Anwendungen, wie es das Gespann Notes & Domino bietet. Hier funktioniert zwar alles wie gehabt, es gibt aber schon seit Jahren keine echten Innovationen mehr, was Kunden nicht gerade dazu ermunternt, in diese Entwicklungsplattform zu investieren. Meine Hoffnung ist hier jetzt der Nomad-Client, welcher seit Neuestem einen Designer enthält und für den sogar Updates (Neuer Code-Editor) angekündigt wurden.
Volt MX (GO) ist natürlich ein mächtiges Produkt und wie bereits oben ausgeführt, könnte ich mir vorstellen, in diese Richtung weiterzugehen. Aber wozu dann den Domino-Server behalten? Es gibt leistungsfähigere Datenbankserver als diesen.